Sonntag, 3. April 2011

EU erhöht Radioaktivitäts- Grenzwerte

Unglaublicher Skandal:

EU erhöht Radioaktivitäts- Grenzwerte für aus der Umgebung Fukushimas importierte Lebensmittel

Nach dem GAU von Tschernobyl wurden EU-Verordnungen erlassen, die für Notfälle wie einen atomaren GAU eine erhöhte radioaktive Belastung von Lebensmitteln erlauben, um eine Nahrungsmittelknappheit zu vermeiden.

Nach einer Meldung des Umweltinstituts München wurde diese Möglichkeit einer Notfallsverordnung nun in einer am 25. März erlassenen Schnellverordnung der EU-Kommission dazu mißbraucht, um Import von japanischen Nahrungsmitteln auch aus den Präfekturen rund um Fuskushima zu ermöglichen, was ein Überschreiten der üblichen Radioaktivitäts-Grenzwerte um bis das Zehnfache ermöglicht. 

Zitat Umweltinstitut München:
"In ihrer Verordnung vom 25. März 2011 (siehe Seite 2) legte die EU-Kommission nun fest, dass Nahrungsmittel auch aus radioaktiv belasteten Präfekturen Japans eingeführt werden dürfen. Diese Lebens- und Futtermittel müssen dabei nicht die üblichen Grenzwerte einhalten, sondern nur noch die Höchstwerte, die für den nuklearen Notstand festgelegt wurden. Dieses Vorgehen ist absurd. Denn von einem Ernährungsnotstand kann bei einem Lebensmittelimportanteil von 0,05 Prozent aus Japan wohl kaum die Rede sein. Die EU-Kommission nimmt also völlig unnötig eine gesundheitsgefährdende radioaktive Belastung ihrer Bevölkerung in Kauf. Statt die Verbraucher zu schützen, werden diese bewusst gefährdet."

(Anmerkung Kolland: Und es ist zu befürchten, dass so auch die japanische Bevölkerung in die Irre geführt wird, die einer sehr hohen Strahlenbelastung rundum in Luft, Wasser, Nahrungsmitteln und durch aufgeladene Gegenstände ausgesetzt ist. Es war zu spüren, dass der Staatsbesuch des französischen Atomlobbyisten Sazkozy nichts Gutes bringt !)


Zentrale Aussage aus der  EU-Eilverordnung (Artikel 2 Absatz 3)
" falls das Erzeugnis aus den Präfekturen Fukushima, Gunma, Ibaraki, Tochigi, Miyagi, Yamagata, Niigata, Nagano, Yama­
nashi, Saitama, Tokio oder Chiba stammt, weist es keine Gehalte an den Radionukliden Iod-131, Caesium-134 und
Caesium-137 auf, welche die Höchstwerte überschreiten, die in der Verordnung (Euratom) Nr. 3954/87 des Rates vom
22. Dezember 1987
, der Verordnung (Euratom) Nr. 944/89 der Kommission vom 12. April 1989 und der Verordnung
(Euratom) Nr. 770/90 der Kommission vom 29. März 1990 festgelegt sind. "

Die drei Verordnungen, auf die verwiesen wird, legen eben die erhöhten Toleranzwerte für Radioaktivität im Falle eines atomaren Unfalls fest.


Anbei die gemeinsame Presseerklärung des Umweltinstituts München und Foodwatch.

Quelle:

Christiane Schmutterer
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ARGE ja zur Umwelt, nein zur Atomenergie
Redaktion Neue Argumente
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Betreff:
Grenzwerte für radioaktive Belastung von Lebensmitteln aus Japan erhöht: Bundesregierung informiert Öffentlichkeit nicht
Datum:
Tue, 29 Mar 2011 14:12:54 +0200
Von:
Umweltinstitut Muenchen e.V.
Antwort an:
Umweltinstitut Muenchen e.V.
An:


Gemeinsame Presseerklärung von foodwatch und Umweltinstitut München e.V. vom 29. März
2011

Grenzwerte für radioaktive Belastung von Lebensmitteln aus Japan erhöht: Bundesregierung
informiert Öffentlichkeit nicht


Berlin/München, 29. März Die Verbraucherorganisation foodwatch und das Umweltinstitut
München e.V. haben die Informationspolitik der Bundesregierung über die Lebensmittelsicherheit
nach der Reaktorkatastrophe in Japan kritisiert. Bundesverbraucherministerin Ilse
Aigner verweist seit Tagen auf verstärkte Kontrollmaßnahmen und spezielle Schutzstandards
sie informiert die Öffentlichkeit jedoch nicht darüber, dass die EU-weit geltenden
Grenzwerte für die radioaktive Belastung von Lebensmitteln aus den betroffenen Regionen
Japans am vergangenen Wochenende deutlich erhöht wurden.

War bisher eine kumulierte Radioaktivität von Cäsium-134 und Cäsium-137 von maximal
600 Becquerel/Kilogramm zulässig, traten am vergangenen Wochenende bis zu 20-fach
höhere Obergrenzen von bis zu 12.500 Becquerel/Kilogramm für bestimmte Produkte aus
Japan in Kraft.

Zwar gibt es in Europa derzeit keinen Anlass zur Sorge über hochbelastete Produkte
aus Japan im Handel dies rechtfertigt jedoch weder die lückenhafte Informationspolitik
der Bundesregierung noch die Heraufsetzung der Grenzwerte. Die Ministerin redet nur
von verstärkten Kontrollen und verschweigt, dass gleichzeitig die Sicherheitsstandards
für japanische Lebensmittel gesenkt wurden. Frau Aigner enthält der Öffentlichkeit
wichtige Informationen vor so gewinnt sie sicher nicht das Vertrauen der Bürger,
sagte Thilo Bode, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch. Es ist absurd,
in der jetzigen Situation Grenzwerte für japanische Lebensmittel zu erhöhen, um sie
in die EU einführen zu können, erklärte Christina Hacker, Vorstand im Umweltinstitut
München. 

Solidarität gehört derzeit den Opfern der Katastrophe in Japan und diese Maßnahme
wäre bestimmt kein großer Schaden für die japanische Wirtschaft , so Christina Hacker
vom Umweltinstitut München. Ohnehin seien die Einfuhrmengen für Lebensmittel aus Japan
nach Europa nur sehr gering. Beide Organisationen sprachen sich dafür aus, einen kompletten Importstopp zu verhängen.

(Anmerkung Kolland: 
Es ist zu befürchten, dass es mit dieser EU-Aktion der japanischen Regierung leichter 
gemacht wird die Grenzwerte  auch in Japan zu erhöhen und den Japanern als unbedenklich unterzujubeln! Doch genau das ist sehr  problematisch, denn die japanische Bevölkerung ist ja nicht nur der Radioaktivität in Nahrungsmitteln sondern auch der in Staub, Luft und vorallem im Wasser ausgesetzt! Eine Erhöhung der Grenzwerte verschleiert die große Gefahr! Und es ist zu befürchten, dass die Menschen erst Jahre und Jahrzehnte später durch Krebsleiden die irreperablen Schädigungen erleiden werden! Diese Art von Politik ist ein Verbrechen gegen die Gesundheit und das Leben und gegen die Schöpfung! 
Wenn wir den Japanern helfen wollen, müssen wir gegen die Erhöhung der Grenzwerte protestieren und einen weltweiten Ausstieg aus der Atomstrompolitik fordern! Es gibt die alternativen Energien und diese müssen gefördert und auch eingesetzt werden.)


Für Lebensmittel und Lebensmittelimporte gelten für Cäsium-134 und Cäsium-137 üblicherweise Höchstwerte von 370 Becquerel/Kilogramm für Säuglingsnahrung und Milchprodukte sowie von 600 Becquerel/Kilogramm für andere Nahrungsmittel (EU-Verordnung 733/2008). Mit der Eilverordnung 297/2011, in Kraft getreten am 27. März 2011, hat die Europäische Kommission diese Grenzen für Produkte aus den betroffenen japanischen Regionen deutlich heraufgesetzt: auf 400 Becquerel/Kilogramm für Säuglingsnahrung, auf 1000 Becquerel/Kilogramm für Milchprodukte und auf 1250 Becquerel/Kilogramm für andere Nahrungsmittel. Bestimmte Produkte wie Fischöl oder Gewürze dürfen diesen Wert sogar um das Zehnfache übersteigen, also bis zu 12.500 Becquerel/Kilogramm belastet sein ein 20-faches des bisherigen Limits.

Hintergrund für die Anhebung ist die nach der Tschernobyl-Katastrophe im Jahr 1987
erlassene EU-Verordnung 3954/1987. Demnach können im Falle eines nuklearen Notstandes die Höchstgrenzen für die zulässige radioaktive Belastung von Lebensmitteln angehoben werden, um einer Nahrungsmittelknappheit vorzubeugen. Diese Regelung jetzt in Kraft zu setzen, ist absurd, denn es gibt in Europa keinen nuklearen Notstand und erst recht
keine Nahrungsmittelknappheit. Importe aus Japan spielen für die Versorgungssicherheit der europäischen Bürger überhaupt keine Rolle, sagten Thilo Bode und Christina Hacker.

Links:

- Bisherige Grenzwerte (EU-Verordnung 733/2008):  http://bit.ly/hzdjsP
- EU-Eilverordnung 297/2011: http://bit.ly/hgjgE9
- Neue Grenzwerte (EU-Verordnung 3954/1987): http://bit.ly/g0DsJF
- Umweltinstitut München:


Pressekontakte:
foodwatch e.V.
Martin Rücker
E-Mail:
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 23
Fax: +49 (0)30 / 24 04 76 - 26 
Umweltinstitut München e.V.
Christina Hacker
E-Mail:
Tel.: +49 (0)89 / 30 77 49 - 0
Fax: +49 (0)89 / 30 77 49 - 20

Informationen über das Umweltinstitut München finden Sie unter:


Ja und noch etwas:
Der heutige Artikel von World Nuclear News:

"Call for holistic approach to Plutonium"
Das Thema ist nicht etwa Fukushima, sondern es beschäftigt das Problem der hohen Lagerkosten waffenfähiger Plutoniumbestände (100 Tonnen allein in England). Als die finanziell attraktive Lösung wird vorgeschlagen, das Plutonium zu MOX-Brennstäben (=Mischoxid Uran-Plutonium) weiterzuverarbeiten.
"Plutonium is a potential weapons material. Convert it to MOX and use it as fuel and you have taken it out of that risk category."
Dafür wäre nur ein Investment von rund 4 Mrd. Dollar für eine neue MOX-Produktionsanlage zu leisten.
Schwarzer Humor in Zeiten, wo sich in Japan gerade Plutoniumverseuchung aus einem MOX-Reaktor anbahnt, oder völliger Realitäts- und Pietätsverlust der Atomlobby?


2 Kommentare:

  1. Meine liebe Karin,
    Wie immer, mein Dank und meine Bewunderung für Dich! Der Hinweis erscheint wie üblich in „Politiek en Cultuur“.
    Sehr liebe Grüße, sehr innige Umarmung,
    Deine Freundin
    Nadja
    <3

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  2. Eine Schweinerei nach der naechsten!
    Ich habe mal versucht, das gesamte Ausmass der Japan-Atomkatastrophe, Risiken und Gefahren der Atomkraft und was sie fuer Europa bedeuten hier uebersichtlich zusammenzufassen:
    http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=208864
    Dort auch Hinweise zum Umgang mit radioaktiv verseuchtem Wasser.

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